#12: Keine Zeit für Novemberblues – Musik und Inselgeschichten mit Klaus Brüggerhoff
Shownotes
Das beste Mittel gegen Novemberblues ist die Gemeinschaft. Das wissen die Insulaner auf Wangerooge von klein auf. Einer davon ist Klaus Brüggerhoff, an vielen Orten und bei vielen Gästen bestens bekannt, denn er ist Sänger, Geschichtenerzähler und Dorfführer – und dieses Mal bei Kurdirektorin Rieka im Podcast-Studio. So kommt es auch, dass dies der erste und einzige Podcast weltweit ist, in dem die Rocky Horror Picture Show, ein beschwipster Bär und der Lebendige Adventskalender zusammen in einer Folge vorkommen. Letzterer öffnet im Dezember täglich bis Weihnachten ein „Türchen“ und jede und jeder ist herzlich willkommen.
Hier geht es zum Veranstaltungskalender: https://www.wangerooge.de/nordsee-events/veranstaltungen Bis zum nächsten Mal im Podcast oder direkt am Strand. Machen Sie mit uns Kurzurlaub für die Ohren und genießen Sie Inselliebe!
Wir freuen uns natürlich sehr über Likes, Teilen, Sternebewertungen und Abos.
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Gastgeberin: Rieka Beewen, Kurdirektorin https://gemeinde.wangerooge.de/buergerservice/personen/frau-rieka-beewen-908000002-20920.html
Gast: Klaus Brüggerhoff, Sänger, Musiker, Dorfführer
Moderatorin: Birgit Eschbach, Studio Venezia https://www.linkedin.com/in/studiovenezia/?originalSubdomain=de
Der Podcast ist eine Produktion von Studio Venezia – The Podcast Companyhttp://www.studiovenezia.de
Transkript anzeigen
00:00:04: Herzlich willkommen bei Insel Liebe, dem
00:00:06: Podcast von der
00:00:07: Insel Wangeroge.
00:00:09: Hier tauchen
00:00:10: wir ein in das Leben auf dieser
00:00:12: ganz besonderen Nordseeinsel, entdecken ihre Geschichten,
00:00:15: ihre Menschen und ihre einzigartige
00:00:17: Atmosphäre.
00:00:18: Mach es dir gemütlich und lastig von der Insel Liebe verzaubern.
00:00:27: Ja, schön, dass ihr wieder dabei seid.
00:00:29: Heute schauen wir auf eine Zeit, die viele, die auf der Insel leben, besonders lieben, den Winter.
00:00:35: Das hatten wir ja schon in der vergangenen Folge schon ein bisschen gemacht und da mal reingeschaut und reingehört.
00:00:41: Aber ich muss sagen, jetzt so, wenn die Strände Lehrer werden, die Luft unglaublich klar wirkt und das Dorf auch so ein bisschen näher zusammenrückt, das ist schon nochmal eine ganz besondere Melancholie.
00:00:53: Und in dieser Zeit spürt man etwas ganz deutlich, nämlich das Miteinander.
00:00:57: Denn vieles hier auf der Insel lebt von Menschen, die sich engagieren, die sich einbringen und die diese ganz besondere Inselgemeinschaft gestalten.
00:01:07: Und dazu gehört auch unser heutiger Gast.
00:01:09: Aber bevor wir zu eben kommen, freue ich mich sehr, dass auch heute wieder Kurdirektorin Rika Beven bei uns im Studio ist.
00:01:17: Hallo, liebe Rika.
00:01:18: Hallo.
00:01:19: Rika, wenn die Saison ruhiger wird, dann verändert sich ja die Insel wirklich spürbar.
00:01:25: Gibt es da jetzt aus aktuellem Grund mal gefragt, gibt es auf der Insel eigentlich auch sowas wie ein Novembernebel, wie wir den hier auf dem Festland kennen?
00:01:34: Es ist mal mehr und mal weniger.
00:01:35: Also heute haben wir tatsächlich strahlenden Sonnenschein, was bei uns natürlich so ein bisschen das Besondere ist, dass wir oft mal so ein Seenebel haben, der von null auf hundert aufzieht und sich dann auch mal so einen ganzen Tag hier einfach fest setzt und dann natürlich ähnlich wie am Festland irgendwie gekommen ist, um zu bleiben, das hatten wir jetzt mal ein ganzes Wochenende.
00:01:54: Ja, sieht man halt manchmal das Meer gar nicht, wenn man an einer Promenade ist.
00:01:57: Das ist dann bedauerlich, aber ansonsten ist er oft genauso schnell wieder weg, wie er dann auch eigentlich gekommen ist.
00:02:03: Und du hast grad schon so gesäuft.
00:02:05: Dann frage ich noch mal was anderes, was für manche Menschen so typisch November ist.
00:02:09: Nicht der Nebel, sondern der Novemberblues.
00:02:11: Wie ist so da dein Gespür?
00:02:14: Trifft einen das auf der Insel noch mal heftiger, weil noch mal einsamer?
00:02:17: Oder glaubst du, das ist vergleichbar?
00:02:20: Nee,
00:02:20: ich glaube, das ist von jedem selbst abhängig.
00:02:22: Also wer hier im November nicht alleine sein will und das Grau in Grau nicht beklagen möchte, muss es auch nicht tun.
00:02:31: Ja, damit sind wir wirklich schon so mittendrin in unserem Thema.
00:02:34: Der muss es nicht tun, weil es gibt bei euch ein ganz, ganz großes Engagement von den Menschen für den Menschen.
00:02:41: Und überall in Deutschland spielt Ehrenamt einfach eine ganz große Rolle, damit Gemeinschaft funktioniert.
00:02:48: Warum ist die für Wanderoge so wichtig?
00:02:50: Ich glaube eigentlich für den Zusammenhalt und auch für die Lebensqualität.
00:02:53: Wir haben natürlich vieles, was man am Festland in der Anonymität erleben kann, sei es jetzt Musik machen oder Tanzkurse oder auch Seniorenarbeit, Jugendarbeit.
00:03:03: Das haben wir so professionell und breit aufgestellt, gar nicht.
00:03:07: Das funktioniert bei uns alles nur, wenn wir das miteinander machen und wenn wir Leute haben, die das Ehrenamt nicht anbieten, weil es sich ansonsten... gar nicht gemeinsam tragen würde.
00:03:15: also wir haben auch Volkshochschulkurse die wirklich angenommen werden die hier laufen, wo die Leute total engagiert den Winter über mit unseren Mitbürgern zum Beispiel Deutsch als Fremdsprache lernen.
00:03:26: also es gibt ganz ganz viel was aber nur davon lebt dass es hier Menschen machen die die Zeit dafür opfern und die eigentlich das nicht hauptberuflich
00:03:33: tun.
00:03:35: Nimm das bei uns.
00:03:37: verstärkt war, dass jemand, der eine Ehrenamt inne hat, auch mal schnell ein zweites und ein drittes hat.
00:03:43: Also das heißt, es gibt Menschen, die sich generell einfach gerne einbringen und engagieren und die dann auch sehen, wo sonst noch etwas gebraucht wird.
00:03:53: Und andere erreicht man gar nicht oder nur sehr, sehr schwer.
00:03:58: Klassisches Beispiel sind, finde ich, auch immer Eltern, die sich so mit den Kindern in Schulfligschaften organisieren und engagieren und dann über dieses Engagement auch noch in andere Aktivitäten reinbringen.
00:04:10: Das ist auch so eine bestimmte Phase im Leben, die entweder mit der Zeit der Kinder, der schulpflichtigen Kinder oder auch vielleicht mit dem Eintritt ins Rentenalter verknüpft ist.
00:04:19: Wie ist das bei euch?
00:04:21: Ja, natürlich.
00:04:21: Also es ist schon so, dass man an vielen Stellen immer dieselben Menschen trifft.
00:04:25: Das ist bei uns am heutigen Gast ja auch so, den sieht man ja nicht nur an einer Stelle.
00:04:29: Das ist schon so.
00:04:31: Aber gerade für die, die mitmachen, ist es natürlich auch so, dass man nur eine Sache mitmachen kann.
00:04:34: Also wir haben jetzt im September hier das Zehnte-Line-Dance-Fest, die will auf Angeroge in der Dünenhalle mega groß organisiert.
00:04:41: Das lebt halt auch nur, also was heißt nur, aber von unseren Kulturgruppen, die das machen und nicht davon, dass hauptamtlich das... jemand gegen Entgelt organisiert, will ich mal sagen, sondern einfach von dem Herzblut, dass unsere Kulturgruppen da reinstecken.
00:04:53: Herrlich.
00:04:54: Kommen da auch Leintentsgruppen aus anderen Regionen in Deutschlands zu euch?
00:04:58: Ja,
00:04:59: ich müsste jetzt lügen, ich müsste ihn nachfragen, aber ich glaube, es sind um die hundert Leute, die tatsächlich an so einem Novemberwochen in die Herren reisen.
00:05:06: Oh wow, wie spannend, wie spannend.
00:05:08: Also das ist aber bestimmt auch mal schön, sich das anzuschauen.
00:05:11: Cool, weil das ja auch ein Sport ist ja nicht so ganz verbreitet ist, aber eigentlich für jeder Mann möglich ist.
00:05:17: Du, bei uns ist heute Klaus Brügerhoff.
00:05:20: Du hast ihn eingeladen als Gast.
00:05:21: Das ist ein Mann, der bei euch auf der Insel ganz, ganz viele Reuen hat.
00:05:24: Der ist Sänger in der Insel Combo, er hilft.
00:05:27: Du hast es gerade schon gesagt bei ganz vielen Veranstaltungen.
00:05:31: Er ist Geschichten.
00:05:32: Erzählert.
00:05:32: darauf freue ich mich als Audiumenscher natürlich ganz besonders, ob er uns eine Geschichte mitgebracht hat.
00:05:39: Ja, und er macht Führungen.
00:05:40: und ich würde sagen, oder du sagst, das ist jemand, der der Wangeroge mit Herz und Humor prägt.
00:05:46: Lieber Klaus, schön, dass du da bist.
00:05:48: Ich freue mich auch.
00:05:50: Wir sind bestimmt alle ganz gespannt, wer ist denn dieser Klaus?
00:05:53: Ich glaube, der eine oder andere Urlauber kennt dich vielleicht schon, aber magst du dich einmal ein bisschen uns vorstellen?
00:06:00: Ja, gerne.
00:06:01: Also ich heiße Klaus Brückerhoff und ich lebe im Grunde mein ganzes Leben auf Wangerogel.
00:06:07: Ich hatte großes Glück.
00:06:09: In den Jannuern sind meine Eltern nach Wangeroge gekommen und haben hier die Inselgärtnerei übernommen.
00:06:17: Und im März bin ich dann dazu gekommen.
00:06:20: Ich bin also hier auf Wangeroge geboren im Krankenhaus Meeresstern und habe dadurch das große Glück, dass ich mich Insulaner nennen darf.
00:06:28: Weil man nur Insulaner ist, wenn man auf Wangeroge auch zur Welt gekommen ist.
00:06:33: Das hatten wir schon mal in deiner Folge, diesen großen Unterschied.
00:06:36: Ich verwechsel das immer, aber schön, dass du das noch mal erklärst und erläuterst.
00:06:39: Ja,
00:06:40: denn das kann man ja nicht oft genug sagen, denn wir sind ja auch im Grunde eine aussterbende Spezies.
00:06:45: Es werden ja keine Kinder mehr hier auf Wangeroge geboren.
00:06:49: Ja.
00:06:49: Naja, und ich bin dann hier zur Schule gegangen, konnte zweiundsevente, neunzevente, zweiundsevente hier am Inselgymnasium, hieß es damals, noch mal ein Abitur machen.
00:06:59: Die Schule wurde dann ja umgeformt in die Inselschule.
00:07:03: Es ging dann nur noch bis zur zehnten Klasse.
00:07:06: Und nach neun Jahren, neunzigundachtzig, war ich wieder hier, dann aber nicht als Schüler, sondern als Lehrer.
00:07:11: Das heißt, meine ehemaligen Lehrer waren auf einmal meine Kollegen.
00:07:16: Aber das war alles ganz, ganz unkompliziert.
00:07:19: Das hört sich aber auch sehr schön an.
00:07:21: Ja, also es war immer ein sehr tolles Verhältnis, das muss man schon sagen.
00:07:27: Und dann bin ich mit fünfundsechzig, zweitausend, achtzehn in Ruhestand gegangen und bin jetzt immer noch so ein bisschen hier, ich sag mal so, ganz locker im Veranstaltungskalender unterwegs.
00:07:38: Das heißt, dann kenne ich ja die ganzen Kinder, die auf Wangerung zur Schule gegangen sind.
00:07:42: In den letzten, was ist es jetzt, richtig recht in zwanzig, dreißig Jahre, die kennen dich alle.
00:07:47: Ja, und ich kann manchmal sagen, ich auch die halbe Verwaltung hier, die hatte ich auch als Schüler, bis hin zur Kurdirektorin, bis zur Bürgermeisterin.
00:07:57: Ist das herrlich.
00:07:57: Das ist alles
00:07:58: meine Schüler und Schülerin.
00:07:59: Ist das herrlich.
00:08:01: Ja, also... eine großartige Geschichte.
00:08:03: Und wenn du sagst, deine Eltern hatten eine Inselgärtnerei und man wird dort auf.
00:08:09: Also da vermute ich jetzt auch mal, dass das sich schon alleine deswegen nach einer unbeschwerten Kindheit anhört, weil auch ein Elternhaus, was mit der Natur lebt und arbeitet, ist natürlich etwas Wunderschönes.
00:08:22: Ja, auf jeden Fall.
00:08:23: Und wir sind ja schon früh da auch eingestiegen, haben mitgeholfen und Es war ja auch damals schon so, ich sag mal, in den Sechzigerjahren, dass in der Hauptsaison viele Gäste hier waren.
00:08:37: Und das ist heute mein großer Vorteil, wenn ich hier die Dorfführungen mache, weil damals wahrscheinlich noch viel mehr als heute Blumengrüße verschickt worden sind.
00:08:47: Wir mussten Blumengrüße in alle Häuser, in alle Hotels bringen.
00:08:53: Und dadurch kannte ich wirklich Alle, alle Familien hier, alle Häuser.
00:08:58: Und heute ist es oft so, dass mich Gäste bei den Führungen dann fragen.
00:09:02: Sag mal, meine Eltern waren, hier haben in dem und dem Haus gewohnt.
00:09:07: Können Sie darüber was sagen?
00:09:09: Und meistens kann ich das dann, weil ich die Leute noch direkt vor mir sehe.
00:09:13: Das ist ja irre.
00:09:14: Mensch, und was für ein schöner Appell vielleicht jetzt auch mal an unsere Gäste.
00:09:18: die Möglichkeit, Blumengröße zu versenden, die gibt es immer noch.
00:09:21: Ich habe das vor... Ist keine drei wochen her.
00:09:25: ich habe meiner freundin die eine buchpremiere hatte.
00:09:28: Kleiner werbeblock glückseuchte zu weihnachten glückseuchte rund umweihnachten von ozla kolrich.
00:09:34: der habe ich in blumen groß zur premiere geschickt.
00:09:36: die hat sich so gefreut.
00:09:37: dieser effekt dass da jemand klingelt und bringt einem blumen der ist doch herrlich macht mir viel zu selten.
00:09:42: oder ja wenn du sagst.
00:09:46: die Blumengröße, die Gärtnerei, hat das vielleicht auch etwas damit zu tun, dass du eine besondere Liebe und Nähe zur Natur entwickeln konntest.
00:09:55: und haben deine Führungen, die du auf der Insel machst, auch einen, ich will mal sagen, naturkündlichen, pflanzlichen, botanischen Bezug?
00:10:04: Nee, das tatsächlich eher nicht.
00:10:07: Aber da haben wir ja hier die Profis vom Rosenhaus, vom Nationalparkhaus und da will ich mich auch gar nicht einmischen.
00:10:14: Also ich erzähle eher, So Inselgeschichte ganz allgemein, aber dann eben auch mit der einen oder anderen lustigen Geschichte so dazwischen durch.
00:10:25: Hast du uns eine mitgebracht?
00:10:27: Kannst du uns eine nette kleine Geschichte vielleicht erzählen, die bei deinen Führungen auch gut ankommt, die du gerne
00:10:36: erzählst zur Insel?
00:10:37: Alles, die richtig guten, kann ich jetzt ja nicht erzählen, weil das ja der Gag in der Führung ist.
00:10:41: Aber ich kann vielleicht eine erzählen, die kommt auch immer ganz gut an.
00:10:46: Hab ich von einem alten Insulaner, das hat sich so Anfang der Sechziger Jahre abgespielt.
00:10:52: Der hat Koch gelernt und hat dann hier in einem alterwürdigen Strandhotel in der Küche gearbeitet.
00:10:59: Und er sagt, Wenn dann die Küche zu machte wurden alle Essensreste erstmal in großen Kühlschrank gepackt, denn das wird ja nichts weggeschmissen.
00:11:07: und die alte Chefin die kontrollierte immer.
00:11:10: Und es fehlte immer was.
00:11:12: Und sie sagte hier, ihr Köche, ihr ess mir hier alles weg und mit euch kann das ja nichts werden.
00:11:17: Und er sagt, wir waren das nicht.
00:11:19: Wir haben ja um neun Uhr Feierabend gemacht.
00:11:21: Die Kellner sind das.
00:11:23: Nein, sie liest sich nicht davon ab.
00:11:24: Das sind die Köche.
00:11:26: Und da hatte er die Idee, da hat der leckere Frickerdellen gebraten und auf einem Silbertablett in Kühlschrank getan.
00:11:33: Aber innen drin Ein Kern aus Geschirrspülmittel, Priel gemacht.
00:11:38: Und am nächsten Tag fehlte in Kellner und da hatten sie den Übeltäter.
00:11:41: Nein!
00:11:41: So was hat sie früher gemacht.
00:11:46: Nein, wie witzig.
00:11:47: Das ist eine gute Geschichte.
00:11:48: Die ist schon großartig.
00:11:49: Die ist schon großartig, herrlich.
00:11:51: Und die hätten bei mir auch nicht überlebte Fricker.
00:11:53: Also Fricker Delt, aber nach dem Kühlschrank lassen, das geht gar nicht.
00:11:58: Ach, wie nett.
00:11:59: Ja, also das glaube ich, dass das etwas ganz Besonderes ist.
00:12:04: Stadtführung und Inselführung gibt es überall auf der Welt, aber wenn das jemand macht, der wirklich so die Häuser kennen und das Persönliche erzählt und sich nicht hinstellt.
00:12:13: Seien mir jetzt nicht böse, lieber Klaus, aber manche machen das so oberlehrerhaft und fragen dann so zu Beginn der Führung, wer erinnert sich denn noch an, neunzehn, dreiundsiebzig?
00:12:22: Was war denn in diesem Sommer, wo du dann erst mal denkst, so als Gast, Strammstehen aufpassen?
00:12:30: Das ist natürlich, das klingt natürlich echt schon bei dir so ein bisschen sympathischer.
00:12:36: Rika, hast du selber auch schon mal Führung bei Klaus mitgemacht?
00:12:39: Nee, ich bin da mehr so der Musikfreund.
00:12:43: Du bist der Musikfreund von klar.
00:12:45: Das heißt, wir kriegen heute auch noch was vorgesungen.
00:12:48: Habe ich mich ja gar nicht drauf eingestellt.
00:12:51: Musikfreund
00:12:52: ist auch schlecht.
00:12:53: Unmusikalischer als ich ist, glaube ich, keiner auf dieser Welt.
00:12:56: Oh mein, da klingelt aber mir irgendetwas von eurem Rosengarten.
00:13:05: und von einer Bühne und von einer Rika, die da drauf steht.
00:13:08: Also so ganz unmusikalisch kannst du nicht sein.
00:13:10: Doch.
00:13:11: Gut.
00:13:13: Du meinst du versteckst dich in der hinteren Reihe, wenn du singst, oder?
00:13:16: Besser als er.
00:13:19: Klaus, kannst du uns Rikas Schulnote in Musik verraten?
00:13:24: Also die Note weiß ich tatsächlich nicht mehr.
00:13:27: Aber ich meine, wenn ich mich richtig erinnere, dass Rika am Keyboard gestanden hat und ich meine, das hat sie ganz gut gemacht.
00:13:35: Singen will ich jetzt mal lieber nichts zu sagen.
00:13:41: Rika hat uns vor Gespräch verraten, dass du noch nie Weihnachten nicht auf Wangerogel gefeiert hast.
00:13:47: Das macht Weihnachten für dich auf der Insel so schön.
00:13:51: Das hat sich irgendwie so ergeben.
00:13:53: Wir haben immer in der Familie Weihnachten gefeiert.
00:13:58: Es war eigentlich nur ein einziges Mal so ein bisschen kritisch, dass das vielleicht nicht klappen sollte, als ich bei der Bundeswehr war.
00:14:05: Aber da hatte ich das große Glück, dass mein Hauptmann seine Hochzeitsreise nach Wangeroge gemacht hatte.
00:14:12: Und da hatten wir sofort eine Basis und konnten immer viel über Wangeroge erzählen.
00:14:16: Und da habe ich natürlich auch frei gekriegt und konnte Weihnachten hier auf der Insel verbringen.
00:14:22: Und ja, das ist einfach so diese Ruhe, die es dann Weihnachten hat nach der Hektik am Heiligen Abend, wenn man hier so durch die Straßen geht, das.
00:14:33: hört es vielleicht ein bisschen komisch an.
00:14:34: Aber ich finde das schon toll, dass wir hier Klinkerstraßen haben.
00:14:37: Nicht Asphaltstraßen oder Betonbürgersteige, wo Autos dann geparkt sind, sondern man kann hier so durch die stillen Straßen gehen.
00:14:46: Viele Häuser sind geschmückt.
00:14:48: Aber es ist auch nicht so furchtbar hell.
00:14:50: Man kann auch die Sterne sehen.
00:14:52: Und das ist schon etwas ganz Besonderes.
00:14:55: Und das habe ich mir jetzt eigentlich vorgenommen.
00:14:57: Das halte ich jetzt bei bis an mein Lebensende.
00:14:59: Ja, das kann ich sehr gut nachvollziehen.
00:15:02: was mich das gerade gewundert hat, dass du gesagt hast, nach der Hektik an Heiligabend ist das bei euch etwa auch so, dass alle bis vierzehn Uhr noch Geschenke kaufen und denen plötzlich einfällt, dass Weihnachten ist.
00:15:12: Nee, das hat einen ganz anderen Grund.
00:15:15: Also ich habe ja schon erzählt, dass wir die Gernerei hatten.
00:15:17: Und Heiligabend war immer Großkampftag.
00:15:21: Also da musste ich mit meiner älteren Schwester, wir haben die Blumen rumgebracht und hatten dann immer schon vor der offiziellen Beschährung eine kleine Beschährung, weil wir alles, was wir bekommen haben, an Trinkgeld oder an Süßigkeiten in einer großen Schüssel gesammelt haben.
00:15:38: Das war der die erste Zeit.
00:15:40: Und dann später war es dann so, als ich ja auch als Schüler, aber auch als Lehrer.
00:15:44: Ich habe eigentlich immer heilig Abend Musik gemacht im Gottesdienst um siebzehn Uhr normalerweise.
00:15:50: Manchmal auch noch um Mitternacht in der katholischen Kirche oder mir fällt ein.
00:15:55: Zwei Tausend Zwanzig.
00:15:56: im Corona Jahr haben wir den Gottesdienst, der fand damals im Rosengarten statt.
00:16:02: Man durfte ja nicht drinnen singen.
00:16:04: Den haben wir damit unser Inselkombo begleitet.
00:16:07: Aber dann ist immer Schluss.
00:16:09: Also, wenn Heiligabend dann diese Musikvereinstattung war, was immer mit Aufwand verbunden ist, dann hat man endlich Ruhe.
00:16:18: Okay, das ist natürlich wirklich nochmal ein anderer Einsatz.
00:16:20: Und auch da, dieser Blick auf das Ehrenamt, also die Musik zu den Gottesdiensten zu begleiten.
00:16:27: Klar, das... Kann ich verstehen, zumal ihr euch ja auch an diesen Zeiten orientiert, auch wenn die Familie dann mit im Gottesdienst ist, aber man hat ja dann trotzdem eben noch vorher, nachher, du hast noch mal so ein bisschen was dann zu tun.
00:16:40: Das war gerade auch ein schöner Impuls mit dem Spaziergang durch die geschmückten Straßen und diese Ruhe noch mal so zu genießen.
00:16:49: Ist das so eine dieser Traditionen, die für dich untrennbar mit der Insel Weihnacht verbunden ist?
00:16:53: Oder hast du da noch zwei, drei andere Sachen, wo du sagst, das ist wirklich so etwas, das gehört für mich zu Weihnachten wie der Senf zur Frikadelle?
00:17:02: Nee, das ist tatsächlich die Hauptsache für mich.
00:17:06: Das war auch so, wenn man in der Ausbildung war, Studium am Festland.
00:17:11: Das ist doch alles mit viel Arbeit verbunden.
00:17:13: Man kam dann hierher, gerade Weihnachten, die Familie war immer da, dass man dann alles fallen lassen kann und so richtig zur Ruhe kommt dann.
00:17:23: Was sich ja viele Menschen wünschen, also auch das höre ich immer wieder.
00:17:26: Ich kann es ehrlich gesagt nicht nachvollziehen.
00:17:28: Für mich ist Weihnachten das Fest, wo es schön ist, rund zu fahren, die Familie zu besuchen, drei Tage zu essen und zu trinken und von A nach B und von B nach C. Ich finde das herrlich.
00:17:39: Aber ganz viele Menschen beklagen das und sagen, dass die Weihnachtstage der pure Stress ist, weil sie halt so viele Verpflichtungen haben.
00:17:48: Das Wort ist ja schon traurig an sich.
00:17:51: Aber natürlich ist das auf einer Insel etwas ganz anderes, wenn du nicht ... Wenn du dich nicht ins Auto setzen musst, um irgendwo hinzufahren, Geschenke einzupacken, auszupacken, das bringt eine ganz andere Ruhe rein.
00:18:03: Rika, bist du auch gerne Weihnachten auf der Insel oder bist du auf dem Festland unterwegs bei Freunden und Familie?
00:18:10: Ich habe ja eigentlich meine gesamte Familie auch hier, das stimmt schon.
00:18:15: Ich fand immer eine Ausbildung wieder herzukommen.
00:18:17: Und Weihnachten hier zu feiern hatte so einen ganz besonderen Zauber.
00:18:20: Da ist man irgendwie angekommen und alles war fertig und der Baumstand da schon.
00:18:23: Und wenn man dann irgendwie mit hier ist und den Baum selber mit irgendwann holt, dann hat er das erwachsene Leben ein.
00:18:29: Es ist
00:18:30: so ein Stück Zauber schon mal weg.
00:18:35: Das Lichterkennendrama, ich weiß nicht ob ihr Kerzen habt oder Lichterkennend.
00:18:38: Aber ich finde, das ist ja schon immer der Horror.
00:18:40: Wenn du dich fragst, wie kann das sein, dass diese Lichterkennende schon wieder verzwirbelt ist?
00:18:45: Du erst mal die Stunde lang.
00:18:48: Auseinander zähst.
00:18:49: Da ist Vorbereitung, alles.
00:18:52: Man darf sie nie so in die Kiste legen, sondern sie muss da schon ordentlich zusammengelegt sein.
00:18:59: Aber ich glaube tatsächlich, dass es hier ein bisschen ruhiger von Staaten geht, weil man auch gar nicht mit dem Auto von A nach B muss und sich keine Gedanken machen muss, welche Verwandtschaft besuche ich wann.
00:19:08: Das kann schon sein.
00:19:09: Also wir haben ja auch Verwandtschaft hier auf der Insel, aber dann läuft man da eben rüber und das ist alles deutlich gemächtlicher.
00:19:15: So, dann kommen wir jetzt zu euer beider Lieblingsthema der Musik.
00:19:19: Denn das ist ja etwas, was nicht nur mit der Weihnachtszeit verbunden ist, auch schon mit dem Advent.
00:19:24: Und auch nochmal ganz besonders, Klaus mit dir im Ehrenamt, weil ich glaube, Inselcombo ist ein Thema, das die ganze Jahr läuft.
00:19:30: Was ist während, was ist die Inselcombo?
00:19:32: Also, ich muss so sagen, ich mache eigentlich so lange, wie ich auch als Lehrer wieder hier bin, Musik.
00:19:39: mit verschiedenen Gruppen in den Achtzigerjahren überwiegend mit Schülern außerhalb der Schule.
00:19:45: Da hatten wir eine Schulband.
00:19:47: Da kann ich noch erzählen, da war das noch so.
00:19:49: Das kann man sich heute gar nicht vorstellen.
00:19:51: Ich habe es also offiziell, sag ich mal, von der Behörde bekommen, dass die Musik dieser Gruppe nichts mit dem Bildungsauftrag der Schule zu tun hat.
00:20:02: Wir haben das also so nebenher gemacht.
00:20:04: Moment, gab es damals, du redest von den Achtzigerjahren?
00:20:07: Ja.
00:20:07: Und damals gab es doch schon Musikunterricht in den Schulen.
00:20:10: Ja, aber wir haben mehr so Rock und Pop Musik gemacht.
00:20:15: Ah, ihr wart die Wilden.
00:20:16: Ihr wart die Wilden.
00:20:18: Genau.
00:20:19: Und ich denke, das muss ihr ja eben erzählen.
00:20:22: Und wir haben zum Beispiel auch ganz verrückte Sachen gemacht, die Rocky Horror Show aufgeführt.
00:20:27: Aber weil wir ja gleichzeitig Musik machen mussten und spielen, das ging ja gar nicht, haben wir das so als Tondiershow gemacht.
00:20:36: Und da wer die Rocky Horror Show kennt, der weiß ja, eine prägende Figur ist ja auch der Riffraff und unsere jetzige Bürgermeisterin.
00:20:45: Was?
00:20:46: Die hat den Riffraff gespielt.
00:20:49: Das fällt mir dazu ein.
00:20:51: Und dann habe ich später immer in den verschiedenen...
00:20:53: Klaus, ich muss dich unterbrechen.
00:20:56: Jetzt schwere ich dir unsere Millionen von Zuhörern, die sagen, könnt ihr bitte ein Bild von Rika in den Show-Noten?
00:21:02: Nein, nein, nicht Rika.
00:21:05: Die Bürgermeisterin.
00:21:06: Also
00:21:06: jetzt die Bürgermeisterin.
00:21:07: Auch Rika.
00:21:08: Rika, es gibt ja der Nachfolgerin.
00:21:10: Mann, siehst du mal, ich hab das noch nicht...
00:21:15: In den Achzigen wär das für mich auch ein bisschen früh geworden, da war ich noch gar nicht da.
00:21:19: Also
00:21:19: wir reden nicht von der jetzt aktuellen Bürgermeisterin, wir reden von der Bürgermeisterin der Achzigerjahre, die dann das war.
00:21:26: Nein!
00:21:26: Nein, wir reden von der jetzigen Bürgermessern, von Tina.
00:21:29: Die damals Schülerin war.
00:21:31: Ja, also Klaus, such das bitte mal.
00:21:36: Ja,
00:21:37: kriegen wir hin.
00:21:38: Ach, wie toll, wie toll, Rock'n'Roll picture Show, jetzt tun die ja schon herrlich.
00:21:42: Ich glaube, das könntet ihr jetzt noch aufhören, das ist der Saal mehr voll, oder?
00:21:46: Ich glaube ja.
00:21:47: Und wir haben das tatsächlich hier im Kursaal aufgeführt und der Saal war wirklich brechend voll und es war eine Schweinerei.
00:21:55: Man kann sich das nicht vorstellen, weil da Leute waren, die wussten, wie das geht im Publikum, denn man muss ja mit Reis schmeißen und den Wasserpistolen schießen.
00:22:03: Unglaublich war das.
00:22:04: Unglaublich.
00:22:05: Aber wir haben nicht Saalverbot bekommen von der Kurverwaltung.
00:22:08: Das
00:22:08: ist ja schon mal gut.
00:22:09: Und das Kultusministerium hat sich auch nicht eingeschaltet und euch als Revolution zur Schule verschrehen.
00:22:17: Klaus, aber da möchte ich gerne auch noch ein kleiner Zeitschwenk.
00:22:20: Du erzählst von der Schulerband und den Achtzigerjahren.
00:22:23: Ich erinnere mich auch an diese Zeit, möglicherweise war es auch so Ende der Siebziger, Beginn der Achtziger.
00:22:27: Da gab es die sogenannten Beatmessen in den Kirchen.
00:22:30: Kannst du dich daran auch noch erinnern?
00:22:32: Daran kann ich mich auch erinnern.
00:22:34: Und man muss aufpassen, dass man sich nicht verplaudert.
00:22:37: Ich merke das schon.
00:22:38: Wir hatten also, als ich Schüler war, hier auch eine legendäre Band, die kennen immer noch einige.
00:22:44: Wir haben uns Busy Grizzly genannt, der besoffene Bear.
00:22:48: Was für ein
00:22:51: schöner Name.
00:22:52: Was für ein schöner Name.
00:22:54: Und da haben wir schon ... im Gottesdienst gespielt, auch in der katholischen Kirche.
00:22:59: Und da war auch mal ein Weihnachtskottesdienst.
00:23:01: Und ich hatte mir überlegt, da passt ja so Kirche und Weihnachten und Fest der Liebe.
00:23:06: Da haben wir Hot Love gespielt von T-Rex.
00:23:09: Und da ist der damalige evangelische Pastor unter Protest rausgegangen, weil das ja wohl das allerletzte war, wie wir da abgehobt haben.
00:23:18: Ja,
00:23:18: ja, ja.
00:23:19: Ja, ja, ja.
00:23:20: Ja, das war schon eine besondere Zeit.
00:23:24: Irre, also man denkt ja immer Kürche ist oder ist jetzt gerade erst vielleicht mal im Wandel.
00:23:28: Nein, Kürche ist seitdem es Kürche gibt im Wandel.
00:23:32: Ja, also dieser Insel-Kombo nochmal, du spielst ja ja jetzt und ich vermute fast mal, dass du sagst, das ist nicht nur ein Instrument, was du beherrschst.
00:23:41: Welches Instrument oder welche Rolle hast du in der Insel-Kombo inne?
00:23:45: Also ich spiel das Akkordion.
00:23:48: Wir machen ja auch so Rock- und Popmusik, aber in der etwas anderen Besetzung.
00:23:54: Und ich singe eben auch.
00:23:56: Ich überlege gerade, ob ich dich nicht sogar schon gehört habe.
00:23:59: Auf dem Fest als Rika, vielleicht erinnerst du dich, als alle ostfriesischen Inseln bei euch waren dieses Jahr.
00:24:07: Kann das sein, Klaus, dass ihr da in der Fußgängerzone gespielt habt?
00:24:11: In der Fußgängerzone nicht, nein.
00:24:14: Ja gut, dann war es vielleicht eine der vielen anderen Musikgruppen, die an dem Wochenende auf der Insel waren.
00:24:20: Das kann natürlich gut sein.
00:24:21: Also Accordion und ja, du singst ja auch mit.
00:24:26: Du bist also auch Sänger bei der Inselkombo, ne?
00:24:28: Ist das, trifft das auf alle zu?
00:24:30: Spielen und singen alle?
00:24:31: Oder ist das ein, zwei Leuten vorbehalten?
00:24:35: Nein, also es singen in der Regel drei von fünf, manchmal auch vier.
00:24:40: Nur unser Drama, der hält sich so ein bisschen vornehmt zurück.
00:24:44: Okay, ja, das kann man sehr gut verstehen.
00:24:47: Möchtest du einen kleinen Aufruf machen, braucht ihr Nachwuchs?
00:24:50: Sollen wir hier aufrufen, sich zu melden, wenn jemand Lust hat, Musik zu machen?
00:24:55: Auch im Augenblick läuft das noch ganz gut.
00:24:57: Also eigentlich wollten wir schon längst aufhören, weil ich mir immer gesagt habe, Mensch, wenn ich siebzig Jahre alt bin, das muss ja auch mal ausreichen.
00:25:04: Aber man kann eben nicht aufhören.
00:25:06: Und es geht immer weiter.
00:25:08: Nicht mehr so ganz aufwendig wie früher.
00:25:10: Aber wir sind immer noch am Start.
00:25:13: Und das passt noch immer noch die erste Besetzung.
00:25:16: Und das wollte ich ja eigentlich erzählen.
00:25:19: Ich habe ja immer mit verschiedenen Gruppen Musik gemacht, Chöre und andere Musikgruppen.
00:25:24: Und da hat sich das ergeben aus so verschiedenen Gruppen ja so Listen.
00:25:29: Da haben wir uns dann zusammengefunden und haben dann ja vor über zehn Jahren die Inselkombu gegründet.
00:25:37: Also es sind alles Leute, die auch in anderen Musikgruppen ja auf der Insel schon aktiv waren.
00:25:44: Das hört sich großartig an.
00:25:45: und eine Sache, die ja auch mit Musik verbunden ist, also wenn wir jetzt noch auf den Advent schauen, ist ja der lebendige Adventskalender.
00:25:54: Rika, dieses Konzept, lebendige Adventskalender, das werden nicht alle kennen, vermute ich jetzt einfach mal.
00:26:00: Obwohl es ja populärer und populärer wird und in vielen Gemeinden praktiziert wird, kannst du unseren hören das Konzept einmal kurz erläutern?
00:26:08: Ja, also das haben wir schon seit vielen Jahren hier, das ist auch aus dem Erdenamt herausgewachsen.
00:26:12: Irgendwann haben wir das von der Gemeinde so ein bisschen koordinierend mit in die Hand genommen und im ganzen Dezember laden eben immer unterschiedliche Leute oder vor allem auch Gewerbetreiben, nur ein, zwei Stunden zum Klönschnack vorbeizukommen.
00:26:26: Also in der Regel gibt es dann irgendwie Punch und Kaffee oder Glühwein und ein bisschen Gebäck und dann kann jeder in Solana der Lust hat vorbeikommen und mit anderen ins Gespräch kommen und ein bisschen schnacken.
00:26:36: und das ist halt jedes Mal.
00:26:38: an einem anderen Ort.
00:26:38: Mittlerweile so institutionell lädt auch die Feuerwehr immer einmal zum Grillen ein.
00:26:43: Und unser ganz besonderes Highlight ist dann immer das Ende, nämlich das Singen am Weihnachtsbaum in der Regel dann einen Tag vorherig Abend.
00:26:50: Also es heißt, es werden vierundzwanzig Türchen aufgemacht.
00:26:54: Und das sind aber nicht die Papiertürchen in dem schokoladen Adventskalender, sondern es sind die Haus- und Hoftüren, die geöffnet werden.
00:27:01: Tolles Konzept.
00:27:03: Ich liebe das sehr.
00:27:03: Ich finde das auch Schön, dass das etwas ist, wo auch nochmals eine ganze Dorfgemeinschaft zusammenkommen kann.
00:27:11: Es ist ja in manchen Gemeinden entstanden aus einer, aus der evangelischen Kirche, aus der katholischen Kirche, Gemeinde.
00:27:17: Aber es ist doch vieler auch heute so, dass das nicht mehr getrennt wird und dass sich für eine, was gerade gesagt auch Gewerbetreibende, das evangelisch-katholisch, dass sich eben alles daran beteiligt.
00:27:29: Ja, das Ding in einem Weihnachtsbaum.
00:27:31: Dann beschreibt uns doch mal diesen Weihnachtsbaum.
00:27:32: Wie sieht der denn auf Wangerogel auf?
00:27:34: Wer baut den auf?
00:27:35: Falsche Farben haben die Kugeln.
00:27:37: Liegt Schnee drauf.
00:27:39: Geschenke drunter.
00:27:40: Eine Schneekanone haben wir bisher noch nicht besorgt.
00:27:44: Der steht bei uns immer direkt am Dorfplatz.
00:27:46: Ist ein relativ großer Baum.
00:27:47: Der wird von unserem Bauhof aufgestellt und dann haben wir Kugeln mittlerweile auch Schleifen dran.
00:27:52: Also das ist eigentlich immer eine ganz nette Stimmung.
00:27:55: Schnee wäre natürlich auch noch schön, aber...
00:27:58: Gibt es da eigentlich so ein bisschen Inselstatistik, dass bei wann bei euch die höchste Chance auf Schnee ist?
00:28:03: in welchem Monat?
00:28:04: Ich glaube, da kann man keine Statistik drüber führen.
00:28:07: Das ist mal der November, mal der März.
00:28:09: Wir hatten auch schon mal einen Osterfeuer im Schnee.
00:28:11: Ach, was?
00:28:11: Und es gab einen Weihnachtsbaum.
00:28:13: Crazy.
00:28:14: Ja, und... Klaus, das heißt bei diesem Singen am Weihnachtsbaum bist du mit dem Akkordion auch dabei oder seid ihr dabei?
00:28:21: Genau, das mache ich immer mit dem Akkordion.
00:28:23: Ich habe dann meinen kleinen Verstärker, mein Mikrofon da und dann kommen immer, doch da kommen viele Leute, da kommen auch schon die ersten Gäste, die über Weihnachten hier sind und das ist dann immer eine ganz tolle Atmosphäre, weil ich eben auch finde, dieser Baum hier auf dem Platz mitten im Ort, der hat schon was.
00:28:43: ist durchaus ansehbar und ich kenne das auch nach außer Kindheit.
00:28:48: Das war also vor sechzig Jahren genau so.
00:28:51: Ja und dann steht man da zusammen, egal ob es kalt ist oder ob es nicht so kalt ist und singt zusammen die alten Weihnachtslieder.
00:29:00: Ich habe immer Noten und Text, weil ich die schon tausendmal gesungen habe, aber mich immer noch versehe.
00:29:05: Also lieber auf Nummer sicher gehen.
00:29:07: Ich habe dann immer so ein Kästchenbeklappersachen dabei, dass die Kinder da so ein bisschen trommeln und klingeln können.
00:29:13: Das ist also immer eine ganz tolle Geschichte, so eine halbe Stunde lang.
00:29:17: Ich möchte, dass jetzt in der Sekunde der vierundzwanzig zwölfte ist und ich bei euch bin.
00:29:23: Es hört sich so schön an.
00:29:25: Es hört sich wirklich sehr, sehr schön an.
00:29:27: Ja, dann geben wir doch noch mal so einen kleinen Ausblick.
00:29:31: Wir haben jetzt über die Weihnachtszeit gesprochen, über den Advent.
00:29:35: Gibt es noch mal so einen Wintermoment, der dir so ganz besonders in Erinnerung geblieben ist aus deiner, ja, nicht mehr ganz so jungen Inselgeschichte?
00:29:46: Du hast ja dein Alter schon verraten.
00:29:50: Eigentlich fällt mir da immer ein, so ein ganz besonderer Moment.
00:29:55: Das war tatsächlich Februar, twoin sechzig, als die Sturmflut war, als unsere Gärtnerei komplett untergegangen ist.
00:30:04: Das war schon etwas Besonderes.
00:30:08: Aber ich habe das insofern auch in der Erinnerung.
00:30:10: Es war alles weg.
00:30:11: Es war alles kaputt.
00:30:13: Aber es war auch niemand verzweifelt.
00:30:16: Also wir haben als Familie zusammengehalten, die ganz schlimm die Existenz sorgen, haben natürlich die Eltern von uns Kindern weggehalten, weg vom Leib gehalten, kann man sagen.
00:30:27: Aber man kann so sagen, wir haben das zusammen wieder hinbekommen.
00:30:31: Und das ist für mich immer so, dass Zeichen nicht aufgeben, egal wie schlimm es ist, weitermachen.
00:30:38: Ich glaube, dass Menschen, die diese Erfahrung gemacht haben, ganz besondere... eine ganz besondere Resilienz mitbringen.
00:30:44: Wir haben ja heute, es gibt ja ganz viele Menschen, die gerade aktuell Angst vor entweder Klimaveränderungen oder auch manchmal nur Sturmflut haben oder auch andere Ängste und gerade im Winter verstärken, die sich auch.
00:30:57: Und das ist dieses Wissen darum, dass wir alles schaffen können, dass wir auch in der Gemeinschaft alles schaffen können.
00:31:05: Das hat schon auch etwas Tröstenes von dem her.
00:31:07: Also auch danke, dass du auch so eine wahnsinnig nach einer besonderen Wintermomentfrage und dass jetzt etwas weniger romantisch ist, aber eine absolute Geschichte aus dem Leben.
00:31:19: So ist das Leben.
00:31:20: Und solche Sachen werden möglicherweise so oder in anderer Form auch noch mal auf uns zukommen.
00:31:26: Was wünschst du dir zum Abschluss für die Insel, für die Menschen, für die kommende Zeit?
00:31:32: Ich wünsche mir eigentlich drei Sachen.
00:31:35: Die erste Sachen
00:31:36: ist... Darfst du?
00:31:36: Du warst so ein toller Gast.
00:31:38: Du darfst dir auch vier Sachen wünschen.
00:31:40: Drei Reichen.
00:31:41: Die grünen drei Wünsche.
00:31:43: Der erste Wunsch ist eigentlich, dass es hier mit dem fremden Verkehr in guten Bahnen auf eine gute Weise weitergeht.
00:31:53: Klaus, darf ich da ganz kurz unterbrechen?
00:31:55: Ja.
00:31:56: Ich wünsche mir, dass das Wort Fremdenverkehr und Fremdenzimmer ausstirbt.
00:32:01: Ich finde, das ist das verkehrte Wort.
00:32:03: Ja.
00:32:05: Ich sage bewusst nicht Tourismus.
00:32:08: Sage ich nicht.
00:32:09: Und schon gar nicht Touri, weil ich meine, jeder alte Insulaner, jeder alte Vangeroga, spricht nicht von Touris, sondern von Gästen.
00:32:20: Von Gästen.
00:32:21: Also sagen wir so, dass ...
00:32:24: Der Gästeverkehr.
00:32:26: Die Geschichte mit den Gästen hier auf gute Art und Weise weiterläuft.
00:32:30: Dass es nicht zu viel wird, dass die Insulaner-Vermieter nicht zu sehr an den Rand gedrängt werden.
00:32:37: Ich rede hier nicht irgendeinem Protektionismus das Wort, aber dass alle, die hier im fremden Verkehr tätig sind, dass die gut miteinander auskommen, das Freundlichkeit.
00:32:48: erhalten bleibt und dass alle hier eben ihre Chance haben, denn wir leben ja nun mal von den Gästen hier auf Wangeroge.
00:32:56: Und der zweite Wunsch wäre, dass eben das, wo ich mein Leben dank hier auch aktiv war, dass so das Miteinander in Gruppen, wir sagen ja Kulturgruppen, dass das Bestand hat, dass immer wieder Nachwuchs kommt, dass vielleicht neue Gruppen entstehen.
00:33:13: Alte müssen auch mal dann abtreten, so war das mit unserem alten Chanticor eben auch.
00:33:18: Wir treffen uns immer noch mal zum Grillen, aber treten eben nicht mehr auf.
00:33:22: Und der dritte Wunsch ist eben, dass immer noch nette Gäste da sind, die das auch zu schätzen wissen, dass dann die Gruppen, die hier etwas für die Gäste aufführen, dass sie immer ihr Publikum behalten.
00:33:35: Das sind drei sehr schöne Wünsche.
00:33:36: Ganz, ganz lieben Dank und schön, dass du heute da warst.
00:33:40: Es hat mich auch sehr gefreut.
00:33:41: Dankeschön.
00:33:42: Klasse.
00:33:43: Ja, ich glaube, dass jetzt ganz viele sagen... Ich komme im Winter auf die Insel.
00:33:49: Ich möchte eine Geschichtenführung mit Klaus erleben.
00:33:53: Rika, jetzt kommen wir, wir zwei machen jetzt den Ausstieg aus unserer Folge, bevor wir das beenden.
00:34:00: Bin ich auch ein kleines bisschen neugierig.
00:34:02: Du hast ja selbst auch schon so verschiedene Ehrenämter begleitet, machst es noch.
00:34:08: Magst du uns mal erzählen, wie so deiner Ehrenamt's Historie ist?
00:34:11: Also eigentlich bin ich dafür viel zu kurz wieder hier, als dass man das Ehrenamt nennen könnte, wenn man das vergleicht mit so vielen anderen, die hier über Jahrzehnte was machen.
00:34:20: Also ich finde... Ehrenamt ist es dann, wenn ich etwas stetig und kontinuierlich mache.
00:34:25: und also ich würde vorschlagen, wir können uns da in zwanzig Jahren noch mal drüber und halten, dann habe ich hoffentlich auch genug zu berichten.
00:34:30: Auto Pistolis, das ist toll, das ist toll und du weißt, dass es nicht stimmt.
00:34:34: oder alle wissen, dass es nicht stimmt, dass du da ruhig ruhig und dass du, dass du schon ganz schön viel der Ente gibst.
00:34:41: Aber ich finde, das ist eine mega sympathische Antwort.
00:34:44: Ja, echt nett.
00:34:46: Aber gibt es etwas, dann frage ich andersrum.
00:34:48: Gibt es denn so etwas, was dich reizen wird?
00:34:50: oder vielleicht noch so für die Zukunft, einen Ehrenabder oder eine Aufgabe auf der Insel, die du dir vorstellen könntest, wenn du der Zeit hättest.
00:34:56: Ja, da gebe es genug.
00:34:57: Ich habe auch über den Sommer mit genug Leuten schon drüber gesprochen, die sich was passens für mich einfallen lassen können.
00:35:04: Wahrscheinlich im Rahmen dessen, dass jetzt ja deine Doppelfunktion aufhört, haben die alle gedacht, die hat ja bestimmt den Rest langer Weile noch.
00:35:11: Ja, die Anfrage kam des Öfteren, ich denke dann auch mal drüber nach, bis der Zeitpunkt ist, wo ich wirklich ein bisschen lange Weile habe.
00:35:19: Und dann wird das, bindet sich bestimmt noch irgendwas.
00:35:23: Ja, da bin ich, da bin ich auch optimistisch.
00:35:26: Das war Insel Liebe heute mit Co-Direktorin Rika Beben und Klaus Brügerhoff.
00:35:31: Ja, wir haben gehört, wie sehr die Insel im Winter von der Gemeinschaft lebt mit Wärme, Musik, Tradition und ganz, ganz, ganz viel Herz.
00:35:40: Und ja, dass manchmal die, die stilleren Momente die stärksten sind.
00:35:45: Bis bald, Aufwanger, Roge.
00:35:49: Das war's für heute mit Insel Liebe, dem Podcast von der Insel Wangeroge.
00:35:54: Wir hoffen, du hast einen kleinen Teil der Insel in dein Herz geschlossen und freust
00:35:59: dich schon auf die
00:35:59: nächste Episode.
00:36:01: Wenn dir der Podcast gefallen hat, hinterlass
00:36:03: uns gerne
00:36:03: eine Bewertung oder teile ihn mit deinen Liebsten.
00:36:06: Bis zum nächsten
00:36:07: Mal.
00:36:08: Und denk dran, Insel Liebe bleibt für immer.
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